PULSE
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Judith Butler unterscheidet in ihrem Werk: Raster des Krieges zwischen frames [Raster] und framing [rastern] (Vgl. Butler, 2009). Nicht, dass die Frage in Pulse dieselbe wäre, nämlich die nach lebenswertem Leben. Dennoch wird verhandelt, inwieweit vorgegebene und vorgebende Raster oder Schemata normieren. Wer oder was wird normiert? Sind es Differenzen, die zu ordnen sind, sodass wir überhaupt erst von Identität sprechen können? Oder sind es Identitäten (im Plural), die kontinuierlich die Unmöglichkeit der Vereinheitlichung (des Rasterns) inszenieren?
PULSE verhandelt diese Fragen auf unterschiedlichsten Ebenen! Einerseits wird das vorgegebene und vorgebende Raster permanent überdehnt. Und trotzdem, es bleibt die beständige und gewissermaßen starre Struktur – oder ein gewaltvoller Akt, die – der zu ordnen ver-sucht. Der Eindringling ist überall präsent: Auf der Soundebene inszeniert ein unaufhörliches und zitterndes Rauschen die Unmöglichkeit der Normierung. Wer stört wen? Das Raster die Identität/en, oder die Identität/en das Raster? Prozesse der Verschiebung, der Entgrenzung und der Widerständigkeit werden auf der Bildebene ausgetragen. Jegliche Versuche der Einschreibung durch die Raster werden durch das was im Hintergrund geschieht in Frage gestellt. Weder Mann noch Frau, weder A noch B, sondern gerade die Parodie der Unlesbarkeit fällt auf die vorgebende Norm/Struktur zurück. Ihre Ordnungsschemata und starren Linien werden unaufhörlich strapaziert und befragt. Es werden keine Kompromisse geschlossen, die Komplizenschaft von Raster und sich einordnen wollenden Gesichtern verschwimmt. Verliert am Ende jegliche Identität ihre Gesichter zugunsten eines normierenden Rasters? Ein Raster das nicht mehr will, als Diejenigen einzuordnen, die nicht eingeordnet werden wollen? Kann ein Ausweg das Werden sein, wie es Deleuze und Guattari in den Tausend Plateauss beschreiben: „Das Werden kann und muß als ein Tier-Werden bestimmt werden, ohne einen Endzustand zu haben, der das gewordene Tier wäre.“ (Deleuze und Guattari, S. 325, 1992). PULSE zeigt mitunter auf, dass es keinen Endzustand gibt, der eine eindeutige, definierbare Seinsweise will (ein endgültiges SO-Sein). Es erlaubt ein Denken und Sehen des Vielleicht, ein hinein geraten in ein Möglicherweise. Es ist ein Erlauben und eine Forderung von und nach fluiden Grenzverläufen und nach Überlagerungen und Entgrenzungen, die überall zugegen sind, vielleicht die einzige Gegenwart sind: Eine unendliche Differenz… Vielheiten.
Video: Conny Zenk
Sound: Veronika Mayer
Text: Ramona Cidej
Translation: Kitti Asztalos
Judith Butler distinguishes in her work: framing of war between frames and framing. (See Butler, 2009). Not that the question asked in Pulse would be the same, namely the life after life. Nevertheless, the extent to which predetermined and predetermining grids or patterns are normalized, is discussed here. Who or what is standardized? Are there differences that need to be arranged, so that we can speak of only identity first? Or are they the identities (in the plural) that continually stage the impossibility of unifying (framing)? PULSE investigates these questions on different levels. On the one hand, the predetermined and predetermining grids are permanently stretched out. And yet, there remains the stable and somehow rigid structure – or a violent act that tries to arrange. The intruder is present everywhere: on the audible level, an incessant and trembling noise stains the impossibility of normalization. Who disturbs whom? The grid of the identity/ies, or the identity/ies of the grid? Processes of displacement, dissolution of boundaries, and resistance are carried out on the visual level. Any attempts to enroll through the grid are challenged by what happens
in the background. Neither man nor woman, neither A nor B, but the parody of illegibility falls back upon the predetermined norm / structure. Their order schemes and rigid lines are continually strained and questioned. No compromises are made, the complicity of frames and framing faces become blurred. Will every identity lose their faces in favor of a standardizing grid? A grid that does not want more than those who do not want to be classified? Can Deleuze and Guattari describe it in A Thousand Plateaus: “Being can and must be determined as an animal becoming, without having a final state which is the animal that has become.” (Deleuze and Guattari, P. 325, 1992). PULSE sometimes shows that there is no final state that wants a definite, definable existing mode (a final state of existance). It allows one to think and see the Perhaps, one in a possible way. It is an allowance and a demand from and to fluid boundaries and after overlaps and boundaries, which are present everywhere, perhaps the only present: an infinite difference … multiplicity.